Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis

Vorlesungen

Einführungsveranstaltung

Proseminare

Interpretationskurse

Seminare

Oberseminare

Arbeitskreise und Übungen

Sprechstunden der Dozenten: siehe Aushang

Allgemeine Studienberatung: Fakultätsassistent Dietmar Koch

Mo 11-12.30; Do 10-12, Raum 214

Eventuelle Änderungen gegenüber dem Vorlesungskommentar werden aktuell angeschlagen!

Soweit nicht anders im Kommentar vermerkt, ist die Anmeldung zu den Veranstaltungen nicht erforderlich.

Vorlesungen

Bubner : Deutscher Idealismus II

Di, Do 12-13; Beginn: 25.4.

Die Vorlesung wird fortgesetzt über die Positionen Schellings und Hegels bis zur nachhegelschen Theorie-Praxis-Debatte. Der Besuch der Vorlesung ist ohne Teilnahme am vorangegangenen Teil möglich.

Figal : Heidegger und die Griechen

Mi 16-18; Beginn: 3.5.

Daß die griechische Philosophie im Denken Heideggers eine wichtige Rolle spielt, ist längst bekannt. Jedoch erst in den letzten Jahren ist für die interessierte Öffentlichkeit nachvollziehbar geworden, wie Heidegger seine Grundgedanken im spannungsvollen Gespräch mit Aristoteles und Platon entwickelt hat. In seinen frühen Antikeninterpretationen artikuliert Heidegger systematische Probleme seines eigenen Denkens und gibt derart auch den Rahmen vor, in dem dieses Denken rekonstruiert und beurteilt werden kann. In der Vorlesung möchte ich mich vor allem mit Heideggers Deutungen der Aristotelischen Ethik und der Platonischen Dialektik beschäftigen, wie sie in der Vorlesung über den "Sophistes" entwickelt sind. Von hier aus wird ein Blick auf die Vorsokratiker-Deutungen der dreißiger Jahre zu werfen sein. Ziel der Vorlesung ist es, an Heideggers Verhältnis zu den Griechen die Modernität seines Denkens herauszuarbeiten.

Frank : Einführung in Kants theoretische Philosophie

Di 16-18; Beginn: 25.4.

Kants "Kritik der reinen Vernunft" ist ein Standardtext der neueren Philosophie. Ohne seine gründliche Kenntnis ist nicht nur kein Verständnis des nachfolgenden sog. Idealismus möglich. Auch die Philosophieentwicklung im 19. und bes. im 20. Jahrhundert bleibt bis in die Terminologie unverständlich. Ich beobachte, daß die Vertrautheit unserer Philosophiestudent(inn)en mit Kant im Durchschnitt bei weitem nicht genügend ist. Darum will ich mich (von Zeit zu Zeit) um eine faßliche Einführung bemühen, in deren Zentrum die berüchtigte 'transzendentale Deduktion der Kategorien', das argumentative Scharnier des Textes, stehen soll.

Zur Vorbereitung empfehle ich vor allem und imperativ die Lektüre der KrV bis einschließlich des 'Grundsätze'-Kapitels.

Wer sich weiter vorbereiten will, ist gut beraten durch:

H.J. Paton, Kants Metaphysics of Experience , I. Bd., London: George Allen & Unwin Ltd. 1936 (vielfach neu aufgelegt; sehr faßlich);
Henry E. Allison, Kant's Transcendental Idealism. An Interpretation and Defense , Yale University Press 1983 (mehrfach neu aufgelegt; ein Standardwerk; die bisher gründlichste und aktuellste Arbeit);
Paul Guyer, Kant and the Claims of Knowledge , Cambridge University Press 1987 (mehrfach neu aufgelegt; auch ins Deutsche übersetzt);
Dieter Henrich, Identität und Objektivität. Eine Untersuchung über Kants transzendentale Deduktion , Heidelberg: Winter 1976 (der bedeutendste deutschsprachige Text zum theoretischen Hintergrund der 'transzendentalen Deduktion');
Ders., Die Beweisstruktur von Kants transzendentaler Deduktion , in: Gerold Prauss (Hg.), Kant. Zur Deutung seiner Theorie von Erkennen und Handeln , Köln 1973, 90-104 (eine textnahe Interpretation der 'Deduktion').

Hoering: Formale Systeme und rekursive Funktionen

Do 14-16; Beginn: 4.5.

Diese Spezialvorlesung kann in gewisser Weise als Fortsetzung der obligatorischen Logik-Vorlesung angesehen werden. Jedenfalls werden darüberhinaus keine Voraussetzungen gemacht.

Hier sollen Fragen behandelt werden, wie "Welche Funktionen kann man (nach einem festen, mitteilbaren Rezept) berechnen?", "Welchen Mengen (von Symbolen) kann man (nach einem festen, mitteilbaren Rezept) erzeugen?" Dies sind, prima facie, Fragen nach den Grenzen des menschlichen Vermögens und als solche von ähnlicher Allgemeinheit und Bedeutung wie die bekannten Kantischen Grundfragen. Sie haben aber diesen gegenüber den Vorteil, daß bezüglich ihrer Beantwortung ein fast einmütiger Konsens besteht. Die philosophische Bedeutung der Antworten zeigt sich u.a. auch darin, daß man versucht hat, an ihnen den Unterschied zwischen Mensch und Maschine festzumachen. (Hier endet der Konsens.) Dabei darf nicht übersehen werden, daß bereits beim Begriff der Berechenbarkeit, wie auch in seinen Explikationen, Rekursivität, bzw. Turingmaschine der Begriff der nie abbrechenden Reihe der ganzen Zahlen vorausgesetzt wird, eine Vorstellung, die ebenso wie jene des unendlichen Speichers, oder des endlosen Turing-Bandes weit über das empirisch Realisierbare hinausgeht - wie übrigens bereits die Idee einer ausnahmslos befolgten Regel. In überraschender Nähe zu empirischen Befunden in der Biologie ist hingegen die Möglichkeit, durch linear auf dem Turing-Band aufgereihte codierte Befehle Selbst-Reproduktion zu erreichen oder zumindest zu simulieren. Der Zusammenhang zwischen Kopierfehlern und der Möglichkeit von Evolution einerseits und Tod andererseits ist evident. So wollen wir versuchen, die Voraussetzungen und Konsequenzen, die mit den Begriffen der Rekursionstheorie verbunden sind, in Verbindung zu Prozessen in der physikalischen und biologischen Welt zu setzen und auch deutlich zu machen, wo diese Verbindung reißt.

All das soll uns nicht daran hindern, die vorhandene gut durchgearbeitete Theorie etwa so weit vorzustellen, wie sie in den bekannten Lehrbüchern von Hans Hermes und Raymond Smullyan behandelt wird - mit Ausflügen in die Komplexitäts- und Automatentheorie.

Literatur:

Davis, Martin, Computability, Complexity and Languages, 1994
Felscher, Walter, Berechenbarkeit, 1994
Hermes, Hans, Aufzählbarkeit, Entscheidbarkeit, Berechenbarkeit, 1971
Hotz, Günter, Algorithmen, Sprachen, Komplexität, 1990
Rogers, Hartley, Theory of Recursive Functions and Effective Computability, 3.Aufl, 1992
Smullyan, Raymond, Theory of Formal Systems, 1961

Keuth : Probleme der Wissenschaftstheorie

Do 10-12; Beginn: 4.5.

Die Vorlesung wird klassische und aktuelle Probleme der Wissenschaftstheorie zum Gegenstand haben, darunter: Gesetzmäßigkeit und irreale Konditionalsätze, Theorieabhängigkeit der Erfahrung, Einheitswissenschaft, Reduktionismus, Kausalität, Wissenschaft und Werturteil, realistische (vs. pragmatistische) Interpretation der Aussagesätze, Konventionalismus, Positivismus, Sensualismus, Begriffsbildung in den Erfahrungswissenschaften, Anwendbarkeit von Logik und Mathematik.

Schroeder-Heister : Lambda-Kalkül

Fr 11-13; Ort: Morgenstelle, Hörsaal s. Aushang; Beginn: 28.4.

Der auf A. Church zurückgehende Lambda-Kalkül ist wie der Prädikatenkalkül ein nicht nur technisch, sondern auch begrifflich fundamentaler Ansatz in der Logik. In ihm wird der Begriff der Funktion auf eine Weise expliziert, die auch für bestimmte sprachphilosophische Überlegungen interessant ist (Frege!). Die an sich für die Informatik konzipierte Vorlesung setzt keine Vorkenntnisse in Logik voraus und baut nur auf minimalen mathematischen Grundlagen auf, sollte also auch von interessierten Studentinnen und Studenten der Philosophie mit Gewinn besucht werden können. Diese bitte ich, sich spätestens in der ersten Vorlesung bei mir zu melden.

Übungstermine werden ebenfalls in der ersten Vorlesung festgelegt.

Wieland : Mittelalter II, Von Thomas v. Aquin zu Nikolaus v. Kues

Mo 11-13, Mi 11-12; Beginn: 26.4.

Die Vorlesung gibt einen Überblick über die wichtigsten Stationen des Denkens von der Pariser Verurteilung (1277) bis zu Nikolaus von Kues. Im Mittelpunkt des Interesses stehen dabei Duns Scotus und Ockham, der Nominalismus und die spätmittelalterliche Naturphilosophie.

Literatur:
Kretzmann, N. u.a. (Hg.), The Cambridge History of Later Medieval Philosophy. From the Rediscovery of Aristotle to the disintegration of Scholasticism 1100-1600, Cambridge 1982.
K. Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter. Von Augustinus zu Machiavelli, Stuttgart 1986. - R. Heinzmann, Philosophie des Mittelalters 1992.

Einführungsveranstaltung

Koch : Einführung in das Studium der Philosophie

Di 10-12; Alte Burse, Raum X; Beginn: 25.4.

Die Einführungsveranstaltung dient der umfassenden Grundorientierung im Philosophiestudium. Sie ist reserviert für Erst- und Zweitsemester im Fach Philosophie. Aufgabe der Veranstaltung ist es, Kenntnisse zum Studienablauf und zur Studienorganisation zu vermitteln, grundlegende Literatur bekannt zu machen, eine Anleitung zu wissenschaftlichem Arbeiten zu geben, vor allem jedoch in geschichtlich wie systematisch bedeutsame Grundprobleme philosophischen Denkens einzuführen. Dies geschieht anhand von Textauszügen zentraler philosophischer Werke von Parmenides bis Wittgenstein. (Die Textauszüge werden ausgegeben.)

Proseminare

Bubner : Hegel, Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie

Di 16-18; Alte Burse, Raum X; Beginn: 25.4.

Die sogenannte Differenzschrift ist die erste Publikation Hegels, in der er als eigenständiger Autor erkennbar wird. Sie enthält wesentliche Motive, die später das System tragen, so z.B. den Bezug der Philosophie zu ihrer Zeit, die dialektische Auseinandersetzung mit Opponenten, das Reflexionsmodell der Spekulation. Allerdings tritt Hegel im Namen seines Freundes Schelling auf, der ihm im akademischen Amt an der Jenaer Universität vorangegangen war. Der Text, der keine ganz leichte Lektüre darstellt, gibt also auf paradigmatische Weise Auskunft über das Werden einer Philosophie in der Debatte mit Vorgängern und Zeitgenossen. Insofern eignet er sich zur Einleitung in Hegels Philosophieren.

Ausgabe:
Suhrkamp Werkausgabe (Bd. 2) oder Meiner

Literatur:
W. Ch. Zimmerli, Die Frage nach der Philosophie. Interpretationen zu Hegels "Differenzschrift", Bonn [2]1986.
H. Girndt, Differenz des Fichteschen und Hegelschen Systems, Bonn 1965.
Seminar: Dialektik in der Philosophie Hegels. Hrsg. R.-P. Horstmann, Frankfurt/Main [2]1989.

Dilcher : Einführung in die antike Ästhetik: Mimesis

Fr 16-18; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 28.4.

Mimesis ist einer jener vielschichtigen und folgenreichen griechischen Begriffe, die noch über die Antike hinaus die Diskussion in verschiedensten Brechungen und Aneignungen beherrschen. Über den klassizistischen Begriff der Nachahmung reicht die Wirkung bis hinein in die moderne Ästhetik und spielt in der Debatte um die moderne Kunst eine wichtige Rolle. - Das Seminar wird der Frage nachgehen, was es heißt, Kunst als Mimesis zu verstehen. Gegen die vertrauteren Auslegungen soll der antike Begriff der Mimesis in seiner ursprünglichen, volleren Bedeutung sichtbar gemacht und thematisch entfaltet werden.

Als Grundlage dient Platons Dichterkritik der Politeia (2./3. und 10. Buch); weitere Texte von Platon, Aristoteles und Plotin ergänzen das Verständnis.

Zur Einführung: H.-G. Gadamer, Platon und die Dichter, in: Gesammelte Werke, Bd.V, Tübingen 1985, S. 187-211.

Figal : Arbeiten - Herstellen - Handeln. Hannah Arendt, Vita Activa

Di 14-16; Alte Burse, Raum X; Beginn: 2.5.

Das Buch, dem die Arbeit des Proseminars gewidmet sein soll, ist in der Philosophie dieses Jahrhunderts eines der wenigen Beispiele für den Versuch, eine umfassende Theorie menschlichen Tätigseins zu entwickeln. Kulturkritische Motive verbinden sich dabei mit dem fundamentalen Interesse der Autorin an der politischen Philosophie. Zentrale Kapitel des Buches sollen in der Seminararbeit gründlich gelesen und interpretiert werden. Ein benoteter Schein ist durch eine Hausarbeit zu erwerben.

Frank : Einführung in die philosophische Argumentation

Di 14-16; Alte Burse, Raum X; Beginn: 25.4.

Daß sie argumentiert, ist, was die Philosophie idealtypisch von den Verfahren der Wissenschaft unterscheidet. Nun führen Argumente zu ihren Ergebnissen anders als durch physischen oder logischen Zwang oder auch durch anschauliche Evidenz: Sie motivieren die unselbstverständliche Zustimmung ihres Diskussionspartners, die in Freiheit erfolgt, also in Ablehnung bestehen darf. Die Frage ist, wie eine solche Motivation einzurichten ist, um 'rational' heißen zu dürfen, ohne 'zwingend' zu sein.

Die Veranstaltung ist für Beginner(innen) gedacht und auch für Rhetorik-Student(inn)en geeignet. Vorteilhaft ist der vorherige Abschluß des obligatorischen Logikkurses. Obwohl die Argumentationstheorie nicht ganz leicht ist, ist sie einfach elementar fürs Philosophie-Studium. Teilnahmebedingung ist die Bereitschaft zur Präsentation des Themas einer Stunde (auch in Gruppenarbeit) auf Grund eines Thesenpapiers und die nachfolgende schriftliche Ausarbeitung. Sehr willkommen sind Anmeldungen dazu während der vorlesungsfreien Zeit.

Wir werden vor allem zwei Grundtexte lesen:

- Dagfinn Føllesdal, Lars Walløe u. Jon Elster, Rationale Argumentation. Ein Grundkurs in Argumentations- und Wissenschaftstheorie Berlin-New York: De Gruyter (Taschenbuch) 1988;
- Stephen Toulmin, The Uses of Argument , Cambridge University Press, 1958 (vielfach neu aufgelegt, auch ins Deutsche übersetzt).

Dazu könnten zwei weitere Lektüren treten:
Jürgen Habermas, Wahrheitstheorien , in: ders., Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des kommunikativen Handelns , Frankfurt/M.: Suhrkamp 1984, 127-183 (seither auch als stw);
Jean-François Lyotard: Le différend . Paris: Minuit, 1983 (bei Fink in deutscher Übersetzung: Der Widerstreit ).

Grundmann : Einführung in die Erkenntnistheorie I

Di 10-12; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 25.4.

Wissen ist von fundamentaler Bedeutung für das menschliche Leben: Es ermöglicht rationales Handeln, eine aufgeklärte und kritische Haltung und gilt seit der Antike als ein hohes Ziel menschlichen Strebens.

Die Erkenntnistheorie erörtert prinzipielle Fragen bezüglich des Wissens: Was ist Wissen? (Wie hängt es mit bloßer Meinung, Wahrheit, Rechtfertigung und Gewißheit zusammen?) Welches sind die Quellen des Wissens? (Sinneserfahrung oder Vernunft?) Was ist eine Rechtfertigung, und wie ist sie strukturiert? (Fundamentalismus oder Kohärenztheorie?) Was können wir wissen? (Realismus, Idealismus, Skeptizismus).

Das auf zwei Semester angelegte Seminar wird diesen und ähnlichen Fragen systematisch nachgehen und dabei besonders auf die Methoden der Erkenntnistheorie eingehen. Es wendet sich in erster Linie an Studienanfänger. Seminargrundlage wird ein Reader mit einer Auswahl von klassischen und zeitgenössischen Texten sein, den die Teilnehmer zu Beginn des Seminars erwerben können.

Einführende Literatur:
- P. Bieri: Analytische Philosophie der Erkenntnis, Frankfurt/M. 1987, Generelle Einführung (S. 9-72) und Einleitungen zum 1. und 2. Teil (S. 75-84; 177-188).
- J. Dancy: An Introduction to Contemporary Epistemology, Oxford 1985, Teil 1 & 2

Hoering : Sprachanalytische Übungen

Do 8-10; Alte Burse, Raum X; Beginn: 27.4.

Ist der Satz "Alles fließt" ebenso wahr wie "Das Wesen der Wahrheit ist die Wahrheit des Wesens"? - oder wie der Satz "Piroten karulieren elatisch"? Kann man Wahrheit, welche philosophisch interessanten Begriffe kann man überhaupt definieren? Was nützen, was schaden Definitionen? Welche Arten von Definitionen gibt es? Wie lernen wir Sprache? Was sind die Voraussetzungen für ihre Weiterentwicklung? Oder müssen wir uns damit zufriedengeben, daß "die Grenze meiner Sprache die Grenze meiner Welt" ist? Wie gehen wir damit um, daß wir, wenn wir bestimmte Redeweisen und Verben benützen, automatisch verdeckte Existenzannahmen machen, daß, allgemeiner gesprochen, nicht selten die grammatische Struktur unserer Äußerungen und Texte deren logische Struktur unkenntlich machen?

Wo wird in der Philosophie argumentiert? Wie wird argumentiert? Wie sollte man argumentieren?

Wer sich diesen Fragen stellt, wird nicht sofort wohlfeile Antworten erhalten. Er wird aber vielleicht die Literatur unseres Faches mit kritischerem Blick und mit etwas mehr Nutzen lesen können.

Literatur:
- Gottlob Frege, Günther Patzig (Hg.), Funktion, Begriff, Bedeutung. Fünf logische Studien, Göttingen 1962
- David Lewis, Konventionen, Berlin 1975
- Ulrich Blau, Die dreiwertige Logik der Sprache, Berlin 1978
- E.v. Savigny, Grundkurs im wissenschaftlichen Definieren, München, dtv, 1980
- Stephen Toulmin, The Uses of Argument, Cambridge 1958
- Ulrich Berk, Konstruktive Argumentationstheorie, Stuttgart 1979
- Dagfinn Føllesdal, Rationale Argumentation, Berlin 1988

Horn : John Locke: Über die Regierung (Two Treatises of Government, Zweiter Traktat)

Mi 14-16; Alte Burse, Raum X; Beginn: 26.4.

John Locke gibt in seiner Politischen Philosophie - wie Hobbes, Rousseau oder Kant - eine vertragstheoretische Rechtfertigung des Staates. Die Besonderheit seiner Legitimation liegt in den Prämissen, die er dem Naturzustand zuschreibt, sowie in seiner Theorie des Eigentums und der Gewaltenteilung. Das Seminar soll anhand des elementaren und zugleich vielseitigen Locke'schen Textes in die Staatsphilosophie einführen. Nicht zuletzt soll die bedeutende Wirkung Lockes auf die neuzeitliche Politische Philosophie untersucht werden.
Qualifikation für einen benoteten Schein: Hausarbeit.

Text:
John Locke, Über die Regierung, hg. v. P.C. Mayer-Tasch, Stuttgart [2] 1983 (Reclam).

Literatur:
Ashcraft, R.: Revolutionary Politics and Locke's Two Treatises of Government, Princeton N.J. l986.
- (Hg.): John Locke. Critical Assessments, London/New York 1991, 4 Bde., bes. Bd. III.
Chappell, V. (Hg.): The Cambridge Companion to Locke, Cambridge.
Dunn, J.: The Political Thought of John Locke, Cambridge 1969.
Specht, R.: John Locke, München 1989 (C.H. Beck, Reihe 'Denker').

Keuth : Der Pragmatismus

Do 14-16; Alte Burse; Raum X; Beginn: 27.4.

Gegenstand des Proseminars sind zwei klassische Texte des amerikanischen Pragmatismus:
(1) William James, "Der Pragmatismus. Ein neuer Name fur alte Denkmethoden", Meiner PhB 297; und
(2) Charles Sanders Peirce, "Vorlesungen über Pragmatismus", Meiner Phb 435.

Das Buch (1) von James ist zugleich dessen erkenntnistheoretisches Hauptwerk und das programmatische Hauptwerk des amerikanischen Pragmatismus, denn Peirce veröffentlichte nur Aufsätze. Im Zentrum steht die Entwicklung einer pragmatistischen Wahrheitstheorie. Wahr ist danach eine Aussage, wenn sie nützlich ist. Durch praktische Erfahrung kann sie wahr gemacht werden. Veränderte Bedingungen führen zu Wandlungen der Wahrheiten. So ist Wahrheit letztlich ein Prozeß der Angleichung an eine im Fluß befindliche Wirklichkeit. Peirce versteht Philosophie als allgemeine Methodenlehre und die grundlegende Methode ist die Semiotik, die allgemeine Zeichenlehre. Da alles in Zeichen gesagt wird, ist sie die Grundlage aller anderen Bereiche. Den Begriff des Seins ersetzt er durch den Begriff des Repräsentiert-Seins. Er pflegt eine umfassende pragmatische Metaphysik. Dennoch nennt er die Philosophie "fallibilistisch".

Merle : Montesquieu, Geist der Gesetze

Di 18-20; Alte Burse, Raum X; Beginn: 2.5.

Seit eh und je haben die Leser zwei Aspekte von Montesquieus "Geist der Gesetze" hervorgehoben. Einerseits ist dieses Werk wegen seiner Stellungnahme gegen den Absolutismus sowie wegen seines Entwurfs der Gewaltenteilung berühmt geworden. Andererseits wird Montesquieu wegen seiner Untersuchung der Wirkung der Verhältnisse - d.h. des Klimas, der Sitten usw. - auf die Rechtsordnung oft zu einem Wegbereiter oder gar zu einem Begründer der Soziologie erklärt. Zwischen diesen zwei Ebenen, dem normativen Modell einer Rechts- und Staatsordnung und dem natürlichen und sittlichen Kontext, besteht aber ein oft übersehener Zusammenhang, dessen Erforschung und Verwirklichung Montesquieu als seine eigene Aufgabe und die Rolle der Rechtsphilosophie überhaupt versteht. Diesem Zusammenhang wollen wir auf die Spur kommen und dabei die Frage des Verhältnisses zwischen Rechtsgültigkeit und Rechtssoziologie ansprechen.

Textausgabe:
Wir werden die gekürzte Reclam-Ausgabe, die die wichtigsten Passagen doch enthält, verwenden.

Sekundärliteratur:
C.P.Clostermeyer, Zwei Gesichter der Aufklärung. Spannungslagen in Montesquieus Esprit des Lois, Berlin 1983
M.H.Waddicor, Montesquieu and the Philosophy of Natural Law, Den Hagen 1970.
S.Goyard-Fabre, La Philosophie du Droit de Montesquieu, Paris 1979.

Mesch : Augustinus, Confessiones XI

Di 18- 20; Alte Burse, Raum X; Beginn: 25.4.

Das XI. Buch der Confessiones enthält eine längere Textpassage, in der sich Augustinus ausführlich mit der Frage "Was ist Zeit?" auseinandersetzt. Dieser sogenannte Zeittraktat stellt neben dem platonischen Timaios , dem IV. Buch der aristotelischen Physik und der Enneade III, 7 von Plotin eine der bedeutsamsten antiken Schriften zum Problem der Zeit dar. Er wirkte nicht nur durch das gesamte Mittelalter hindurch traditionsbildend, sondern diente, wie vor allem seine Behandlung durch Husserl, Heidegger und Wittgenstein zeigt, auch noch in diesem Jahrhundert als wichtiger Bezugspunkt der Debatte. Wir wollen dem Text in genauer Lektüre Schritt für Schritt folgen und dabei die von Augustinus herausgearbeiteten Probleme, wie das Verhältnis von Zeit und Ewigkeit, die Zeitmessung und die Rolle, die Sprache und Geist bzw. Seele dabei spielen, gründlich besprechen. Der Zeittraktat steht mit dem Rest der Confessiones zwar nur in loser Verbindung. Dennoch wäre eine vorbereitende Gesamtlektüre wünschenswert, weil nur sie den theoretischen Status der augustinischen Erörterung der Zeit einzuschätzen erlaubt. Benotete Scheine können durch Hausarbeitern erworben werden.

Text:
Deutsch bei Reclam. Zweispr. in K. Flasch 1993

Literatur:
K. Flasch, Was ist Zeit. Das XI. Buch der Confessiones. Historisch-philosophische Studie. Frankfurt a.M. 1993
J. Guitton, Le temps et l'éternité chez Plotin et S. Augustin. Paris 1933
H.-J. Kaiser, Augustinus. Zeit und Memoria. Bonn 1969
E. Lampey, Das Zeitproblem nach den Bekenntnissen Augustins. Regensburg 1960
E.A. Schmidt, Zeit und Geschichte bei Augustin. Heidelberg 1985

Rapp : Gibt es Universalien? Texte zum mittelalterlichen Universalienstreit

Mi 14.30-16.00; Alte Burse, Raum X; Beginn: 26.4.

Die sprachphilosophischen und ontologischen Positionen des Mittelalters finden ihren prägnantesten Ausdruck im sogenannten Universalienstreit. Es geht darin um die Frage, in welcher Weise allgemeine Prädikate existieren bzw. in welchem Verhältnis sie zu den beschriebenen Gegenständen stehen: Gibt es z.B. neben den einzelnen Pferden aus Fleisch und Blut noch das allgemeine Pradikat "Pferd" (Universalienrealismus), oder gibt es das universale "Pferd" nur in den konkreten Pferden, oder gibt es überhaupt nur konkrete Pferde (Nominalismus)?

Gelesen werden Texte von Albertus Magnus, Thomas von Aquin, Johannes Duns Scotus, Wilhelm von Ockham, Walter Burley, Johannes Buridanus. Die Texte liegen in deutscher Übersetzung vor. Voraussetzung für den Erwerb eines benoteten Scheins ist die Übernahme eines (Kurz-)Referates und die Anfertigung einer schriftlichen Hausarbeit.

Zur Anschaffung empfohlen sind die Texte:
Thomas von Aquin: De ente et essentia, lat./dt., Reclam.
Wilhelm von Ockham: Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft, lat./dt., Reclam.
Die übrigen Seminartexte sind in einem Reader zusammengestellt. Dieser kann in Zimmer 317 erworben werden.

Soldati : Gefühle

Fr 14-16; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 28.4.

Man kann nicht glauben, ohne etwas zu glauben, man kann nicht wünschen, ohne etwas zu wünschen, man kann sich nicht fürchten, ohne sich vor etwas zu fürchten. Immer gibt es etwas, worauf sich der Glaube, der Wunsch, die Furcht richten. Man nennt solche Zustände intentional, sie haben eine Ausrichtung auf etwas, sie repräsentieren etwas. Brentano meinte, daß jedes mentale Phänomen intentional ist. Aber was repräsentieren Gefühle? Können Gefühle wahr oder falsch sein? Kann ein Schmerz wahr oder falsch sein? Gibt es etwas, worauf ein Schmerz gerichtet ist?

Dies ist die Kernfrage der philosophischen Theorie der Gefühle. Wir werden zuerst einige klassische Texte dazu studieren (z.B.: Descartes, Locke, Hume, James, Brentano, Wittgenstein) um uns danach auf einige neuere Arbeiten zu konzentrieren.

Die Texte werden in einem Reader gesammelt, der zu Beginn des Seminars zu bestellen ist. Zur Vorbereitung kann man lesen: A. Kenny (1963): Action, Emotion and Will , London: Routledge, Kapitel 1. bis 3.

Qualifikation für einen benoteten Schein: Hausarbeit oder Klausur.

Wimmer : Phänomenologische Anthropologie II

Do 16-18; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn 4.5.

Fortsetzung der Veranstaltung des vorigen Semesters.

Interpretationskurse

Dilcher : Kant Kritik der reinen Vernunft I

Mo 15-17; Alte Burse, Raum X; Beginn: 24.4.

Die Kritik der reinen Vernunft ist eines jener grundsätzlichen philosophischen Werke, die keiner weiteren Empfehlung bedürfen. Der zweisemestrige Kurs soll die Möglichkeit geben, in genauer Lektüre ein Verständnis der Grundgedanken zu erarbeiten.

Zur Einführung: O. Höffe, Kant, München 1992.

Mesch : Hegel, Phänomenologie des Geistes II

Fr 16-18, Alte Burse, Raum X; Beginn: 28.4.

Fortsetzung aus dem WS 1994/95. Keine Neuaufnahmen.

Sandkaulen : Spinoza, Ethik I

Mi 16-18, Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 26.4.

"Wenn man anfängt zu philosophieren", meint Hegel, "so muß man zuerst Spinozist sein" und "sich baden in diesem Äther der einen Substanz". In der Tat gehört Spinozas "Ethica Ordine Geometrico demonstrata" (posthum 1677) zu den klassischen Texten der neuzeitlichen Philosophiegeschichte, deren Grundideen unter dem Stichwort des Spinozismus eine ungeheure Wirkung entfaltet haben. Obwohl nicht von ungefähr "Ethik" genannt, geht es doch nicht um moralische Reflexionen im engeren Sinne. Vielmehr handelt es sich um ein konsequent durchgearbeitetes System der Metaphysik, das im Prinzip der einen unendlichen Substanz die Welt immanent begründen, damit die Kluft zwischen Gott und Welt, Mensch und Natur, Geist und Körper in einer allumfassenden Einheit schließen und so zugleich zu einer vernünftigen Lebensbewältigung anleiten will. Immer wieder als "atheistisch" verrufen, wird Spinozas Entwurf im 18. und 19. Jh. zum faszinierenden Medium aller philosophisch-systematischen als auch existentiellen Verständigung.

Ein zweisemstriger Interpretationskurs gibt uns Zeit genug, Gehalt und Methode der "Ethik" gründlich zu studieren. Qualifikation: Stundenprotokoll und Hausarbeit.

Text:
zweisprachige Ausgabe bei reclam.

Seminare

Bubner : Zum Begriff der Kontingenz

Do 16-18; Alte Burse, Raum X; Beginn: 27.4.

Ein Reizwort, das in verschiedenen Diskussionen gegenwärtig eine Rolle spielt, heißt Kontingenz. Der Terminus hat eine ehrwürdige Karriere, die mit Aristoteles beginnt. Dieser Ursprung ist klar zu fassen, denn er geht aus der Kritik an Platons Ideenlehre hervor. Das Seminar sollte tunlich mit der aristotelischen Kontingenzanalyse einsetzen. Zur Vorbereitung auf das Seminar wird also empfohlen: Aristoteles, Physik, Buch II, Kap. 5; Metaphysik V 30; VI 2; De Interpretatione 9. (Dabei handelt es sich nur um wenige Seiten. Wichtig wäre eine gewisse Kenntnis der aristotelischen Substanzenlehre.)

Wir werden kurze Zwischenstationen bei Thomas und Hegel anschließen, um gegen Semesterende einige Aspekte der heutigen Begriffskonjunktur zu prüfen. (Thomas von Aquin, Summa theol. I 2,2 u. 3, vgl. I 86,3; Hegel, Wissenschaft der Logik, II 3,2 A).

Literatur:
Kontingenz. Neue Hefte für Philosophie 24/25 (1985).
Windelband, Wilhelm, Die Lehren vom Zufall, Berlin 1870.
Becker-Freyseng, A., Die Vorgeschichte des philosophischen Terminus "Contingens", Heidelberg 1938.
Koselleck, Reinhart, Der Zufall als Motivationsrest in der Geschichtsschreibung, in: ders., Vergangene Zukunft, Frankfurt/Main 1979.
Lübbe, Hermann, Religion und Kontingenz, in: ders., Religion nach der Aufklärung, Graz/Wien/Köln 1986,127-218.
Marquard, Odo, Die Apologie des Zufälligen, Stuttgart 1986
Rorty, Richard, Contingency, Irony,and Solidarity, Cambridge UP 1989. Dt. Ausgabe: Kontingenz,Ironie und Solidarität, Frankfurt/Main 1989
Bubner, Rüdiger, Geschichtsprozesse und Handlungsnormen, Ffm. 1984 (A I)

Braun : Montesquieu. Vom Geist der Gesetze

Kompaktseminar Fr, 26. 5. - So, 28. 5. 95 Fabri-Haus Blaubeuren
Vorbesprechung: Mo, 8.5.95, 17 Uhr, Alte Burse, Raum 308

Charles-Louis de Secondat, Baron de la Brède, der sich den Schriftstellernamen Montesquieu gab, geboren 1689, gestorben 1755, war ein gut situierter Adliger aus der Gegend um Bordeaux. Er ist einer der großen Naturrechtslehrer der französischen Aufklärung. Gewiß ist Rousseau der bekanntere und auch radikalere. Aber Montesquieu war der ungleich gründlichere Kopf. An seinem voluminösen Hauptwerk Vom Geist der Gesetze oder über den Bezug, den die Gesetze zum Aufbau jeder Regierung, zu den Sitten, zum Klima, der Religion, dem Handel usw. haben müssen, wozu der Autor noch neue Untersuchungen über die römischen Erbfolgegesetze, die französischen Gesetze und die Feudalgesetze hinzugefügt hat arbeitete er jahrzehntelang. So wurde er zum Begründer einer neuen Wissenschaft, die Spätere Rechts- und Staatssoziologie nannten. Einleitend legt er den poli-tischen Grund des Ganzen in Gestalt der neuzeitlichen Naturrechtslehre. Er geht aus von drei Grundformen politischer Herrschaft: Republik, Monarchie und Despotie, die er definiert sowohl nach der subjektiven Einstellung ("principe") als auch nachder objektiven Grundlage ("nature") und zugleich historisch verortet. Prinzip der Republik ist die politische Tugend, die aktive Anteilnahme am Gemeinwohl, der Monarchie die Ehre und der orientalischen Despotie die Furcht. Als Muster des modernen Staats gilt ihm die gesetzlich beschränkte Monarchie Englands, die auf dem Kompromiß der Feudalen und der Bürgerlichen fußt. Lernziel des Seminars ist, einen Überblick über das Werk und einen Vergleich zu anderen Naturrechtslehrern zu vermitteln. Mit der Übernahme von Referaten zu einzelnen Themen möglichst im Diskussionsstil wird sich die Bildung von Schwerpunkten entscheiden.

Editionen:

Übersetzung:
Montesquieu,"Vom Geist der Gesetze", übertragen und eingeleitet von Ernst Forsthoff, Schöningh Taschenbuch, 2 Bde. (vollständige Ausgabe) Zur Anschaffung empfohlen.
Montesquieu,"Vom Geist der Gesetze", bearbeitet, ausgewählt und übersetzt von Kurt Wigand, Reclams Universalbibliothek Stgt 1965 billig, mit ausführlicher >Einleitung. Montesquieu und die höhere Gesetzlichkeit< und einer >Übersicht über Montesquieus Leben< (Auswahl).

Französisches Original:
Montesquieu,"De l'esprit des lois", Chronologie et Préface par Robert Derathé, 2 tomes, Garnier Flammarion Paris 1979.

Figal/Jüngel : Über den Begriff der politischen Theologie nach Carl Schmitt

Di 20-22; Alte Burse, Raum X; Beginn: 2.5.

Carl Schmitt gehört zu den umstittensten Rechtsphilosophen der jüngsten Vergangenheit. Er hat dem alten heidnischen Begriff der "politischen Theologie" eine neue und neuzeitliche Bedeutung gegeben. Eben deshalb gebührt ihm kritische Aufmerksamkeit. Das Seminar will das notwendige Problembewußtsein für so etwas wie eine politische Theologie zu erzeugen versuchen. Zugrundegelegt wird von Carl Schmitt: Politische Theologie (1990) und Politische Theologie II (1990).

Frank : Friedrich Schlegel als Philosoph

Mi, 18-20; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 26.4.

Nachdem die von Ernst Behler (u. a.) besorgte Kritische Ausgabe der Schriften und Briefe Friedrich Schlegels (München-Paderborn-Wien: Schöningh, 1958 ff.) fast abgeschlossen ist, ist es erstmals möglich, seinen Beitrag zur philosophischen Diskussion auszuwerten. Die beste Einführung ist immer noch die Lektüre der gründlichen und ausführlichen Einleitungen in die Bände I-III (zur griechischen Poesie, Fragmente und poetologische Texte aus dem Athenäum), VIII (Studien zur Philosophie und Theologie), XII-XIII (Jenaer Transzendentalphilosophie und Kölner Privatvorlesungen) und XVIII/XIX (Philosophische Lehrjahre). Das Thema mag reizvoll erscheinen, setzt aber besonders gute Kant-, Frühidealismus- und bes. Frühromantik-Kenntnis (samt Kenntnis der Forschungen des von Dieter Henrich geleiteten Jena-Projekts) voraus. Geeignete Einführungen gibt es kaum. Den Forschungsstand vergegenwärtigt notdürftig mein Aufsatz Philosophische Grundlagen der Frühromantik , in: Athenäum. Jahrbuch für Romantik , hg. von Ernst Behler u. a., Paderborn-München-Wien: Schöningh, 1994, 37-130 (bes. der Schlußteil). Möglicherweise muß - bei der extremen Verzettelung der philosophischen Äu-ßerungen Schlegels - ein umfangreicher Reader erstellt werden, der gegebenenfalls zu Semesterbeginn vorliegen wird.

Teilnahmebedingung ist die Bereitschaft zur Präsentation des Themas einer Stunde (auch in Gruppenarbeit) und die nachfolgende schriftliche Ausarbeitung. Sehr willkommen sind Anmeldungen dazu während der vorlesungsfreien Zeit.

Grundmann : Intentionalität und Naturalismus

Mi 10-12; Alte Burse, Raum X; Beginn: 26.4.

Intentionale Zustände wie Absichten und Meinungen spielen in psychologischen Erklärungen eine wichtige Rolle, und zwar vor allem wegen ihres Gehaltes, d.h. ihrer semantischen Repräsentationsbeziehung auf die Welt. Im naturalistischen Weltbild, das eine vollständige naturwissenschaftliche (genauer: physikalische) Erklärung aller Phänomene vorsieht, hat der intentionale Gehalt in seiner unanalysierten Form keinen Platz. Es gibt gegenwärtig zwei verschiedene Strategien des Naturalismus, mit diesem Phänomen umzugehen. Der eliminative Naturalismus (Churchland, Stich) behauptet, daß es so etwas wie Gehalt vom Standpunkt der exakten Wissenschaft eigentlich gar nicht gibt. Der reduktive Naturalismus versucht dagegen, semantische auf physikalische Eigenschaften (Ähnlichkeit, Kausalität, nomologische Korrelation, evolutionäre Funktion) zurückzuführen. Derzeit gibt es eine angeregte Diskussion zwischen den Vertretern der verschiedenen reduktionistischen Ansätze (Dretske, Fodor, Millikan). Im Seminar werden wir die Positionen der Hauptvertreter beider Strategien gründlich studieren und argumentativ prüfen. Letzten Endes wird es dabei um die prinzipielle Möglichkeit einer naturalistischen Einstellung zur Intentionalität gehen.

Einführende Literatur:
G. Keil: Kritik des Naturalismus, Berlin/New York 1993, S. 22-82.
K. Sterelny: The Representational Theory of Mind, Kap. 6 & 7.
J. Fodor: A Theory of Content l: The Problem, in: ders., A Theory of Content and Other Essays, Cambridge/London 1990, S. 51-87.
R. Cummins: Meaning and Mental Representation, Cambridge/London 1989.

Hägler : Wissen und Gewißheit

Kompaktseminar nach Vereinbarung. Der Termin für die Vorbesprechung wird zu Semesterbeginn bekanntgegeben.

Was ist Wissen? Unterscheidet sich Wissen von begründetem Glauben? Was können wir wissen? Können wir wissen, ob wir etwas wissen? Gibt es ge-sichertes, gegen jeden Zweifel erhabenes Wissen? - Diese und ähnliche Fragen markieren jenen Bereich der Philosophie, den man Erkenntnistheorie nennt.

Wir wollen uns im Kompaktseminar nach einigen Vorklärungen auf dem Gebiet der epistemischen Logik speziell mit dem Problem der Gewißheit beschäftigen. Seit den Tagen Platons versuchen Philosophen, skeptische Einwände gegen die Idee des fundierten Wissens abzuwehren. In jüngster Zeit wurde gar versucht, das seit Hume endgültig überholt geglaubte Konzept einer Begründung des Wissens aus reiner Vernunft wieder aus der Versenkung zu holen - einige Neo--Idealisten behaupten sogar, die Möglichkeit von 'Letztbegründung' streng beweisen zu können.

Es könnte sein, daß wir im Seminar zu etwas bescheideneren Resultaten gelangen, ohne das Kind mit dem Bade auszuschütten - sprich: ohne das Konzept von Alltagswissen und wissenschaftlicher Erkenntnis aufzugeben. Das Kompaktseminar findet voraussichtlich am Ende des Sommersemesters statt.

Literatur:
Albert, H.: Traktat über kritische Vernunft
v. Kutschera, F.: Grundfragen der Erkenntnistheorie
Musgrave, A.: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus
Wittgenstein, L.: Über Gewißheit

Hoering : Homo Ludens, Spieltheoretische Ideen in Wissenschaftstheorie, Linguistik und Wirtschaftswissenschaften

Do 10-12; Alte Burse, Raum X; Beginn: 27.4.

Ein Spiel im Sinne der Spieltheorie von John v. Neumann und Morgenstern hat mindestens zwei Spieler, die abwechselnd am Zug sind und genau wissen, welche Möglichkeiten der andere Spieler bei seinen Zügen hat: vollständige Information (Nullte Abstraktion). Denken Sie an ein Mühle-, Schach-, oder Go-Spiel. Die erste, nicht unbedeutende Abstraktion der Spieltheorie, liegt in der Vorstellung daß man die sukzessiven Wahlmöglichkeiten jedes Spielers in e i n e W a h l zusammenfassen kann: die Wahl einer Strategie, welche für j e d e möglichen Spielsituation bestimmt, was der Spieler tut. So hat angeblich die spanische Krone bei der Eroberung Amerikas versucht mangels schneller Kommunikationsmöglichkeiten das Verhalten ihrer Expeditionen für j e d e Eventualität von vorneherein festzulegen. Eine zweite Abstraktion liegt in der Annahme e i n e r numerischen Auszahlungsfunktion, auf den Spielverläufen, die jeweils durch Strategie-Paare festgelegt sind. Der Gewinn des einen Spielers ist der Verlust des anderen Spielers: Nullsummen-Spiel. Eine weitere Abstraktion liegt in der Einführung von Mischstrategien, deren Komponenten jeweils mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten benützt werden. Diese Konstruktion sichert die Existenz von Sattelpunkten, Strategiepaaren, die kein Spieler ohne Nachteil verlassen kann. Es liegt auf der Hand das ökonomisches, ethisches und wissenschaftliches Verhalten zumindest approximativ auf diese Art von Theorie abgebildet werden kann. Aber auch die Entstehung und Stabilität von Sprach- und anderen Konventionen kann spieltheoretisch etwas besser verstanden werden (vgl. etwa D. Levis: Convention). Damit aber die vermutlich ursprüngliche Idee von Spiel, die etwas mit lockerer, ungezwungener, spontaner Betätigung zu tum hat, nicht ganz verdrängt wird, wollen wir zu Anfang and das berühmte Buch von Huizinga erinnern.

Literatur:
Hintikka, Jaakko, Logic, Language Games and Information, 1973
Hodges, Wilfrid, Building Models by Games, 1985
Saarinen, E. (Hsg), Game-theoretical Semantics, 1979
Holler, Manfred, Einführung in die Spieltheorie, 1991
J.v. Neumann, Morgenstern, Theory of Games and Economic Behaviour

Keuth : Das Programm der Einheitswissenschaft

Mi 14-16; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 26.4.

In den dreißiger Jahren entwickelte der Neoempirismus das Programm eines einheitlichen Aufbaus aller Wissenschaften, von der Mathematik und Physik bis zur Psychologie und Soziologie. Als Einheitssprache schlug Carnap zunächst die Sprache der Physik vor. (Deshalb spricht man auch vom "Physikalismus".) Die Einheitssprache sollte z.B. die Übersetzbarkeit psychologischer Aussagen in physiologische und letztlich physikalische ermöglichen. Darüber hinaus wurde die Reduktion der übrigen empirischen Wissenschaften auf die Physik vorgeschlagen, d.h. die Erklärung z.B. chemischer Vorgänge mit physikalischen Hypothesen. Letztere ist inzwischen alltäglich geworden. Ähnlich entwickelt sich das Verhältnis von Biologie und Chemie. Im übrigen herrscht (derzeit noch?) eher Skepsis. Gegenstand des Seminars sind zunächst einführende Beiträge in:

Schulte/McGuiness Hrsg., Einheitswissenschaft, Suhrkamp stw. 963.

Anschließend sollen Originalbeiträge aus der "International Encyclopedia of Unified Science" besprochen werden, vor allem:
Carnap, Foundations of Logic and Mathematics, "IEUS" Vol.I, No.3, und
Hempel, Fundamentals of Concept Formation in Empirical Science, "IEUS",Vol.II, No.7.

Klinger : Geschlechtersymbolik - Weiblichkeit als Metapher und Allegorie

Kompaktseminar 22.-24.6. Voranmeldung im Sekretariat (Zi 215) bei Frau Ott.

Die Kategorie Geschlecht betrifft nicht nur die Dimensionen des Körpers und der Gesellschaft, sondern auch die des Symbolischen: die Bereiche der Sprache (z.B. bei der Frage des grammatischen Geschlechts), der Begriffsbildungen, der Bilderwelten, der Bedeutungskonstituierung, der Theoriebildungen. In diesem Kontext ist die Frage der Systematisierung noch weitgehend ungeklärt. Zu fragen ist nach der Verwendbarkeit der Begriffe Symbol, Metapher, Allegorie. Das geplante Seminar hat das Ziel, einige Dimensionen des symbolischen Diskurses, in dessen Zentrum das Thema der Repräsentation steht, zu skizzieren und die daraus resultierenden Probleme für das Selbst- und Weltverständnis von Frauen zu diskutieren.

Lesehinweise:
Julia Kristeva: Women's Time. In: Feminist Theory. A Critique of Ideology. Ed. by N.O. Keohane/M.Z. Rosaldo/B.C. Gelpi (Harvester) Brighton 1982, S. 31-53 (bzw. französische oder deutsche Fassung des Textes).
Luce Irigaray, Göttliche Frauen. In: Dies.: Genealogie der Geschlechter. Freiburg (Kore) 1989. S. 95-120.

Kümmel : Umgang mit Paradoxlagen

Do 10-12; Alte Burse; Konferenzraum; Beginn: 27.4.

Soziale Systeme sind immer und unaufhebbar widersprüchlicher Natur. Dasselbe gilt für innere Lagen und das aus ihnen resultierende Beziehungsgeschehen zwischen Menschen. Die Logik der Alternativen macht es nicht gerade leicht, mit Widersprüchen zu leben und d.h. so mit Paradoxlagen umzugehen, daß aus ihnen Gewinn geschlagen werden kann. Diese Möglichkeiten auszuloten und im Sinne eines logischen wie die paradoxen Elemente gleichermaßen enthaltenden einheitlichen Feldes auch formal durchzustrukturieren ist die Aufgabe des angekündigten Seminars. Der Zugang steht jedermann offen.

Merle : Kant. Idee einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht

Mi 8-10, Alte Burse, Raum X; Beginn 3.5.

Die "Idee einer allgemeinen Geschichte" ist der wichtigste Text Kants über die Geschichte. Im Gegensatz zu anderen Positionen der Aufklärung wird die diesem Text zugrundeliegende Beziehung zwischen Natur und Freiheit bei den Menschen nicht einfach als stetiger Fortschritt der Freiheit über die Natur gedacht. Kant stellt den Menschen vor als ein Lebewesen, das nicht im Individuum, sondern nur in der Gattung seine spezielle Naturanlage - die Vernunft - vollständig entwickeln kann, das aber zugleich nicht dazu neigt, im Frieden miteinander zu leben, weder in inner- noch zwischenstaatlichen Rechtsverhältnissen. Der Mensch scheint nicht mit seiner Vernunft allein diese vollständige Entwicklung erreichen zu können. Was sich also im Recht und in der Politik als unauflösbares Problem erweist, sieht Kant als Aufgabe eines Planes der Natur, als Moralteleologie. Von Interesse sind hier Seitenblicke zur dritten Kritik sowie zum ewigen Frieden, zur Anthropologie und zur Rechtsphilosophie Kants berücksichtigt. Damit läßt sich die Geschichte als ein auf den Fortschritt gerichteter Prozeß reflexiv denken, ohne sie jedoch unter eine transzendente Leitung zu stellen oder zu verabsolutieren.

Textausgabe:
Suhrkamp oder Meiner-Ausgabe.

Sekundärliteratur:
K.Weyand, Kants Geschichtsphilosophie. Ihre Entwicklung und ihr Verhältnis zur Aufklärung, Köln 1963.
M.Riedel, Urteilskraft und Vernunft, Frankfurt a.M. 1989, Teil lll.

Maluschke : John Leslie Mackies Ethik

Do 18-20; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 4.5.

"Es gibt keine objektiven Werte", so beginnt Mackie das erste Kapitel seiner Ethik. Mackie vertritt einen ethischen Skeptizismus bzw. Subjektivismus. Die Äußerung 'Diese Handlung ist richtig' bedeutet nichts anderes als 'Ich billige diese Handlung'. Die meisten Menschen sind zwar "Alltagsobjektivisten", die wissen wollen, ob eine zu beurteilende Handlung in sich schlecht (bzw. gut) ist oder nicht; aber dieser Anspruch ist nach Mackie ein Irrtum. Wenn moralische Aussagen weder wahr noch falsch sein können, oder wenn sie gemäß der Mackieschen Irrtumstheorie alle falsch sind, wie kann dann Mackie im zwei-ten Teil seines Buches gleichwohl zahlreiche moralische Stellungnahmen abgeben, ohne sich selbst zu widersprechen? Es soll untersucht werden, ob es Mackie gelungen ist, auf der Basis eines ethischen Skeptizismus bzw. Subjektivismus eine in sich konsistente Ethik zu entwickeln.

Anforderungen für einen benoteten Schein: Referat oder Hausarbeit.

Text:
John Leslie Mackie: Ethik. Die Erfindung des moralisch Richtigen und Falschen, Stuttgart: Reclam 1983.
Ders.: Hume's Moral Theory, London: Routledge & Kegan Paul, 1980.

Sekundärliteratur:
Blackburn, Simon: Spreading the World. Groundings in the Philosophy of Language, Oxford: Clarendon Press 1984.
Ders.: Essays in Quasi-Realism, New York, Oxford: Oxford University Press 1993.
Harrison,Janathan: Ethical Essays: Vol. II, Newcastle: Athenaeum Press Ltd. 1993.
Honderich, Ted (Hrsg.): Morality and Objectivity, London: Routledge & Kegan Paul 1985.
Holtzman, Steven und Leich, Christopher M. (Hrsg.): Wittgenstein: to Follow a Rule, London: Routledge & Kegan Paul 1981.
Stegmüller, Wolfgang: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Bd. 4, Stuttgart: Kröner 1989.

Rapp : Aristoteles, Rhetorik, Buch I und II

Mi 18.00-20.15; Alte Burse, Raum X; Beginn: 26.4.

Aufgabe der Rhetorik ist für Aristoteles nicht, zu überreden, sondern, in jedem Einzelfall das mögliche Glaubhafte zu untersuchen. Sie ist daher das auf die Rede gerichtete Gegenstück zur Dialektik und ermöglicht dem Logos, sich selbst zu helfen. Insofern sie mit der Ethik und Politik, dasjenige, was sich auch anders verhalten kann, als Gegenstandsbereich teilt, ist sie zugleich deren "Nebensproß". Die Bücher I und II untersuchen die Überzeugungsmittel. Dazu werden in Buch I die spezifischen Topoi der einzelnen Redegattungen (Beratende Rede, Lob-, Gerichtsrede) zusammengestellt. Buch II gibt eine Analyse der Leidenschaften, des Charakters und behandelt zuletzt die rhetori-schen Argumentationsformen, insbesondere das Enthymem und das Paradigma.

Griechischkenntnisse sind willkommen, aber keine Voraussetzung für die Teilnahme. Benotete Scheine werden auf der Grundlage eines Referats und einer schriftlichen Hausarbeit vergeben.

Der griechische Text ist in der Reihe "Oxford Classical Texts" ediert. Empfehlenswert ist die englische Übersetzung von George A. Kenney (1991, Oxford University Press), eine deutsche Übersetzung gibt es auch (von Franz G. Sieveke, 3. Aufl. 1989, UTB). Zur Vorbereitung sind die Kommentare von E. M. Cope/J.E. Sandys und W.M.A. Grimaldi heranzuziehen.

Sandkaulen Philosophie als Roman: Jacobis "Woldemar"

Di 20-22, Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 25.4.

Jacobi (1743-1819) ist nicht nur der prominente und höchst einflußreiche Verfasser der "Spinozabriefe", sondern auch Autor zweier Romane ("Allwill" und "Woldemar"), die - der Gestalt und Intention seiner Philosophie gemäß - zum integralen Bestand seines Denkens und Schreibens gehören. Philosophische Reflexion und literarische Darstellung oder philosophische Darstellung und literarische Reflexion: eine "Unphilosophie", die bewußt nicht der Logik erklärender Konstruktion, sondern dem Verfahren der "Daseinsenthüllung" folgen will, widersetzt sich den Grenzen disziplinärer Zuordnung.

Dieser Ansatz ist systematisch wie historisch interessant und bedeutsam genug, um im Seminar eine gemeinsame Lektüre des "Woldemar" zu unternehmen. Daß Goethe den Text verspottete, Friedrich Schlegel ihn glänzend verriß, Fichte hingegen ihn bewunderte und Hegel ihn schließlich in ein Kapitel seiner "Phänomenologie" verwandelte, zeigt beispielhaft das Spektrum seiner irritierenden Wirkung. Jacobi hat verschiedene Fassungen des "Woldemar" vorgelegt; im Seminar werden wir voraussichtlich die Ausgabe von 1796 lesen. Wegen der (von mir) zu besorgenden Kopien und der nötigen Vorbereitungszeit ist eine schriftliche oder mündliche Anmeldung (für die Studierenden aus Tübingen) bis spätestens Ende März erwünscht.

Qualifikation: Stundenprotokoll und Hausarbeit.

Soldati : Merleau-Ponty: Phänomenologie der Wahrnehmung

Do 18-20; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 27.4.

Merlau-Pontys Hauptwerk, die Phänomenologie der Wahrnehmung (in französisch 1945 zuerst erschienen, deutsch bei De Gruyter), hat einen entscheidenden Einfluß auf die französische Philosophie der Nachkriegszeit ausgeübt. Darüber hinaus liefert Merleau-Ponty eine interessante Weiterführung der Phänomenologie (so z.B. seine Analyse der Raum-wahrnehmung). Wir wollen Merleau-Pontys Werk vor dem Hintergrund sowohl der früheren phänomenologischen wie der neueren, analytischen Wahrnehmungstheorien untersuchen.

Qualifikation für einen benoteten Schein: Hausarbeit.

Wieland : Meister Eckhart, Quaestiones Parisienses

Di 16-18; Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 2.5.

Eckharts Quaestiones Parisienses gehören zu den umstrittensten Teilen seines Denkens. Aufgabe des Seminars wird es sein, durch intensive Interpretationsarbeit Eckharts Lehre und Intention zu erfassen und das Resultat mit modernen Interpretationen zu vergleichen.

Text:
Lat. Werke V 37-83 (lat. Text und dt. Ubers. von B. Geyer)

Literatur:
N. Largier, Bibliographie zu Meister Eckhart, Freiburg/Schw. 1989.
W.Schüßler, Gott - Sein oder Denken? Zur Problematik der Bestimmung göttlicher Wirklichkeit in den Quaestiones Parisienses Meister Eckharts von 1302/03, in: L. Honnefelder/W. Schüßler (Hg.), Transzendenz. Zu einem Grundwort der klassischen Metaphysik, Paderborn 1992, 163-181.

Wimmer : Der Begriff der Person

Do 8-10; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 4.5.

In der abendländischen Geistesgeschichte dient der Begriff der Person u.a. der Kennzeichnung der besonderen Seinsweise des Menschen in Abhebung von der ihn umgebenden Natur und allen anderen Weltbeständen. Ähnlich Wert und Würde des Menschen konnotierend werden die Ausdrücke 'Subjekt' bzw. 'Subjektivität', 'Individuum' bzw. 'Individualität', 'Selbstbewußtsein' und '(personale) Identität' verwandt. Doch die Anwendbarkeit dieser Ausdrücke erscheint einerseits seit John Locke durch die empiristische Tradition, andererseits durch neuere systemtheoretische und dekonstruktivistische Ansätze in Frage gestellt. Das Seminar hat die Aufgabe, die Argumente der verschiedenen Positionen zu sichten und zu gewichten, vor allem auch auf dem Hintergrund aktueller ethischer Fragestellungen (Beginn und Ende menschlichen Lebens als Beginn und Ende der Personalität eines Menschen? Personale Identität des Menschen in der Verschiedenheit seiner leiblichen und psychischen Verfaßtheit? Personale Transformation bei der Transplantation (von Teilen) des Gehirns? usw.).

Leistungsnachweis mittels schriftlichem Referat oder Hausarbeit.

Oberseminare

Bubner

Oberseminar nach Vereinbarung

Fahrenbach

Oberseminar nach Vereinbarung

Frank/Soldati/Grundmann : Oberseminar für Doktorand(inn)en: Analyti-sche Ontologie

Mi, 20-22; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 26.4.

Gelesen werden einschlägige Texte zur analytischen Ontologie. Teilnahme-bedingung ist die umsichtige mündliche Präsentation eines Stunden-Themas auf der Grundlage von Thesenpapieren.

Keuth : Duhem: Die konventionalistische Wissenschaftstheorie Henri Poincarés

Mi 9-11; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 26.4.

Poincare gilt als Begründer des Konventionalismus. Er hält die Axiome der Geometrie für auf Übereinkommen beruhende Festsetzungen, für verkleidete Definitionen (definitorischer Konventionalismus). Man wählt eine Geometrie deshalb unter dem Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit (Bequemlichkeit) und unter dem der möglichst genauen Übereinstimmung mit dem tatsächlichen Verhalten der Körper. Aber auch physikalische Prinzipien sind für ihn Konventionen, so z.B. Newtons Axiome und der Energieerhaltungssatz. Das Seminar hat folgende Texte zum Gegenstand:

Henri Poincaré, Wissenschaft und Hypothese, 1906, und
Ders., Der Wert der Wissenschaft, 1906. Beide sind im Seminar vorhanden, aber nicht mehr im Handel. Doch es gibt Dover Paperbacks:
Henri Poincaré, Science and Hypothesis, dover S221 und
Ders., The Value of Science, dover S469.

Wimmer : Grundlagen- und Methodenfragen der allgemeinen und der speziellen Ethik (für Doktoranden)

Mi 9.30-13; Ethik-Zentrum, Keplerstr. 17; Beginn: 26.4. >

Kolloquien

Fahrenbach :

Kolloquium nach Vereinbarung

Kümmel/Giel : Vorlesungen zur Ästhetik (Josef König)

Fr 18-20; Alte Burse, Raum 308; Beginn: 5.5.

Schroeder-Heister : Neuere Arbeiten zur Logik und Kognitionswissenschaft

nach Vereinbarung

Arbeitskreise und Übungen

Hoering : Arbeitskreis Automatisches Beweisen

Do 19-21; Alte Burse, Raum 208 (PC-Pool); Beginn: 25.4.

Wir arbeiten an einem Logik-Tutor-Programm und seiner Übertragung von der DOS-Welt auf MacIntoshs und Work-Stations. C-Programmierer und solche, die es werden wollen, sind willkommen.

Schroeder-Heister : Übung zur Vorlesung "Lambda-Kalkül"

Ort und Termin werden in der ersten Vorlesung festgelegt.

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joerns@philosophie.uni-tuebingen.de - Stand 7. Februar 1995